Was muss die Politik für die Pflege tun? Das war die entscheidende Frage, die der AWO-Bundesvorsitzende Michael Groß auf Einladung von SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner im Bildungszentrum Tretenhof in Seelbach mit Schülerinnen und Schülern, aber auch Ausbildern der AWO-Pflegeschule diskutierte. Die Einrichtungsleiter Lutz Richter und die Schüler schilderten, dass die Pflege gerade im ländlichen Raum vor großen Herausforderungen stünde. Hier dürfe es keine Versorgungslücken geben und viele Menschen seien mangels Angehöriger vor Ort zunehmend einsam.
Groß bedauerte, dass die Abbruchquote in Pflegeausbildungsjahrgängen teilweise über 60 % liege. Die Schülerinnen und Schüler konnten dies nachvollziehen, weil es einen erheblichen Zeitdruck, Überforderungen und Lernstress gebe in der Ausbildung. Das Ausbildungsgehalt und auch die spätere Bezahlung sei zwar zufriedenstellend, aber 12 Tage am Stück zu arbeiten, sei sehr belastend und oft müsste man auch einspringen, obwohl man frei habe. Seitens der Ausbilder wurde die sog. generalistische Ausbildung kritisiert. Hier sei der Stoff viel zu anspruchsvoll und es stelle sich die Frage, ob Altenpflegerinnen und Altenpfleger so viel zur Kinderkrankenpflege lernen müssten, wenn sie in diesem Bereich voraussichtlich gar nicht tätig seien. Zu oft würden die Schüler von Betrieben auch als volle Hilfskräfte eingeteilt, obwohl sie sich noch in Ausbildung befinden. Ein großes Problem seien auch die hohen Mietkosten, gerade für alleinerziehende Mütter, die eine Pflegeausbildung machen. Groß und Fechner sprachen deshalb anschließend großen Respekt und Dank an die Schülerinnen und Schüler aus, dass sie sich für diesen anspruchsvollen Beruf der Altenpflege entschieden haben. Gemeinsam mit der AWO-Kreisvorsitzenden Monika Schmidt, SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Wolfgang Himmelsbach und Bürgermeister Michael Moser informierten sich Groß und Fechner vor Ort bei den Pflegepraktikern.